Untersiemau
Untersiemau
Durch die Gebietsreform in den 70-er Jahren des letzten Jahrhunderts entstand die heutige Gemeinde Untersiemau. Folgende Orte entschieden sich für den Anschluss an Untersiemau: Weißenbrunn am Forst (1. Juli 1971), Haarth, Stöppach (beide 1. Juli 1972), Meschenbach (1. Juli 1975), Obersiemau, Birkach am Forst (beide 1. Januar 1978), Scherneck, Ziegelsdorf (beide 1. Mai 1978).
Der Hauptort Untersiemau wurde erstmals um das Jahr 800 in den Traditionen des Klosters Fulda, die auf einer Abschrift im Codex Eberhardi aus dem 12. Jahrhundert beruhen, als „Suome“ genannt. Damit ist Untersiemau eine der ältesten Ortschaften der Region. Der Ortsname ist slawischen Ursprungs und veränderte sich mit der Zeit über „Soumen“, „Sirmau“ und „Nieder Simau“ zu „Untersiemau“. Die Gründungszeit des Ortes wird circa auf das Jahr 600 datiert.[4]
Lokaladel war die Familie der Schenk von Siemau, deren Wappen Bestandteil des Ortswappens ist und die 1392 mit einer Stiftung die heutige Salvatorkirche gründete.
Bis 1521 war Untersiemau als allodialer Kleinstaat Siemau zusammen mit den Nachbarorten Weißenbrunn am Forst, Birkach am Forst und Obersiemau weitgehend unabhängig, danach gehörte das Gebiet zu Coburg. Im Bauernkrieg 1525 wurden die Kirche, das Schloss und der Rest des Dorfes in Brand gesteckt und geplündert. 1527 wurde in der gesamten Kirchengemeinde die evangelisch-lutherische Lehre eingeführt.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort ab 1632 mehrmals geplündert, 1634 niedergebrannt und zerstört. Untersiemau wurde danach wieder aufgebaut und wuchs nach dem Frieden von Münster wieder. Der letzte der Schenken von Siemau starb 1634. 1637 erwarb Hans Adam von Könitz (1591–1648)[5] das Wasserschloss. 1784 erhielt Christian Ferdinand von Könitz das Dorf Untersiemau als Rittermannlehen.[6] 1866 starb mit Friedrich Adolf Hermann von Könitz der letzte Herr auf Untersiemau.[7] 1812 wurde Obersiemau, das zwischenzeitlich zu Buch am Forst gehörte, auf Wunsch der Obersiemauer Bevölkerung wieder der Kirchengemeinde Untersiemau zugeordnet.
Die Brauerei Raab existierte von 1813 bis 1981. Die Brauerei Murmann nahm 1862 als Brauerei Höllein den Braubetrieb auf. Ab 1924 führte Richard Murmann, der Schwiegersohn von August Höllein, die Brauerei, die zwischen 1953 und 1955 unter Prinzenbräu firmierte. Seit 1987 ist Eberhard Murmann Braumeister.[8]
Am 4. Dezember 1900 wurde im Beisein des Regenten Ernst II. zu Hohenlohe-Langenburg feierlich der Bahnhof Siemau-Scherneck mit der Itzgrundbahn eröffnet.
Das Gemeindegebiet gehörte zum Herzogtum Sachsen-Coburg und anschließend zum Freistaat Coburg, der sich nach einer Volksbefragung am 30. November 1919 am 1. Juli 1920 dem Freistaat Bayern anschloss.
Am 12. April 1945 wurde der Ort am Ende des Zweiten Weltkriegs kampflos von den Amerikanern eingenommen. Dies war den Bemühungen des Untersiemauer Hauptlehrers Max Roth zu verdanken, der die dort stationierte SS-Einheit von der Sinnlosigkeit einer Verteidigung überzeugen konnte. Am selben Tag wurde der gesamte Itzgrund von den Amerikanern besetzt.
Mit dem Ende des Kriegs kamen viele Flüchtlinge aus Niederschlesien nach Untersiemau, vor allem aus den Landkreisen Bunzlau und dem Oels.
Etwa ein Jahr später, am 9. September 1946, kamen Vertriebene aus dem Landkreis Freiwaldau im Sudetenland, die meisten davon aus Domsdorf, heute Tomíkovice, mit der Eisenbahn am Siemauer Bahnhof an. Wie die geflüchteten Niederschlesier integrierten sie sich mit der Zeit in die Dorfgemeinschaft.[9] Die katholische Christkönigskirche wurde im Jahr 1964 geweiht.
Die Gemeinde entstand in den Jahren 1971/78 durch die Gemeindegebietsreform. Von 1978 bis Ende 1989 war sie Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Untersiemau.
Eingemeindungen:
Weißenbrunn a. F. 01.07.1971
Haarth und Stöppach 01.07.1972
Meschenbach 01.01.1975
Birkach a. F. und Obersiemau 01.01.1978
Scherneck mit Ziegelsdorf 01.05.1978
Untersiemau hat eine Anschlussstelle an der von Untersiemau bis Coburg vierspurig ausgebauten B 4, die durch das westliche Gemeindegebiet verläuft. Die Kreisstraße CO 28, früher Teil der B 289, verbindet Untersiemau über Obersiemau und Buch am Forst mit Lichtenfels. Am 5. September 2008 wurde im Rahmen der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit die A 73 mit der Anschlussstelle Untersiemau fertiggestellt. Untersiemau besaß früher mit dem Bahnhof Siemau-Scherneck an der Itzgrundbahn einen Bahnanschluss zum Coburger Stadtteil Creidlitz, die Schienen wurden mittlerweile entfernt und auf der Strecke wurde ein Radweg in Richtung Coburg eingerichtet. Die Schnellfahrstrecke Nürnberg–Erfurt führt, unter anderem mit dem 931 m langen Tunnel Lichtenholz und der Talbrücke Weißenbrunn am Forst, östlich am Ort vorbei.
Untersiemau tritt als als Suome (Siemau) um das Jahr 800 in das Licht der Geschichte in der Niederschrift des "Codex Eberhardi des Klosters Fulda". Es heißt: "In Suomene gibt es 5 Höfe und ein halb so großes Landgut. Auf ebendemselben Landgut gibt es 27 Knechte und Mägde, die besitzlos sind. Jedoch diejenigen, die etwas viel besitzen, sind 30 an der Zahl."
Die Beschreibung mit Höfen, Knechten und Mägden, begüterten (halbfreien) wie unbegüterten (unfreien) Menschen deutet auf eine Gutsherrschaft. Das fränkische und namentlich das karolingische Zeitalter ist die klassische Periode dieser Wirtschaftsform. Ab 1195 prägte dann das Rittergeschlecht der Schenken von Siemau die Entwicklung. Deren letzter Spross wurde in der Schlacht zu Überlingen lebensgefährlich verletzt und verlor am 25. Juni 1634 in Wildbach/Württemberg sein Leben. Das belehnte Rittergut fiel fiel an den herzoglichen Lehenshof in Coburg. Von dort erwarb es Rittermeister Adam von Könitz. Der letzte von Könitz wurde 1866 in der Gruft am Kirchturm beigesetzt. Nun wurde das Rittergut in einzelnen Parzellen an die Landwirte verkauft. Danach wechselte das Schloss mehrmals die Eigentümer, bis es 1911 Kommerzienrat Hermann von Schroedel erwarb und es umbaute. Sein heutiges Aussehen erhielt das "Untere Schloss" im Zuge einer aufwändigen Sanierung durch den bekannten Burgenrestaurator Bodo Ebhardt 1919.
2002 feierte die heutige Gemeinde - 1978 entstand die Kommune im Zuge der Gebietsreform, als eine Reihe von Nachbardörfern eingemeindet wurden - ihr Jubiläum "1200 Jahre Untersiemau".