Totenlache
Totenlache
Zwischen den Dörfern Scherneck und Meschenbach, hinter dichtem Erlengebüsch verborgen, findest du die Totenlache. Unheimlich ist es in ihrer Nähe und unergründlich ist die Tiefe.
Einst stand dort ein verzaubertes Schloss. Darin saßen drei wunderhübsche Edelfräulein an ihren Spinnrädern. Wenn die heiligen zwölf Nächte kamen, dann durften die Jungfrauen die Burg verlassen, mussten aber unbedingt vor Mitternacht wieder zu Hause sein.
So kam es, dass sie sich mit ihren Spinnrädern nach der nahen Mühle bei Scherneck begaben, wo sich all abendlich die Dorfjugend einfand. Die drei Jungfrauen setzten sich mitten unter die Mädchen und begannen jedes Mal gleich eifrig aber still mit ihrer Arbeit. An Tanz und Spiel nahmen sie nicht teil. Bevor die Turmuhr zur Mitternachtsstunde schlug, waren sie längst verschwunden.
Eines Abends spielten die Burschen den Jungfrauen einen Schabernack. Heimlich drehten sie die Zeiger der Stubenuhr um eine volle Stunde zurück. Wie erschraken da die Edelfräulein, als sie den zwölften Glockenschlag vernahmen! Sie sprangen von ihren Sitzen auf, ergriffen die Spinnräder und hasteten dem Schlosse zu. Die neugierigen Burschen schlichen ihnen nach, vermochten aber die Flüchtenden nicht einzuholen. Plötzlich hörten sie vom Schloss her einen mörderischen Schrei. Als sie nahe herzugekommen waren, breiteten sich da, wo das Schloss gestanden hatte, tiefe Sümpfe aus.
Die Totenlachen werden sie im Volksmunde genannt. Auf der größten der Totenlachen schwimmen drei Blutstropfen, die jeder sehen kann, der den Glauben hat.